In der vollbesetzten Gott-Vater-Kirche des ehemaligen Provinzhauses der Schönstätter Marienschwestern feierte Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland, zusammen mit Pfarrer Franz-Peter Breidbach, der selbst als junger Diakon vor 50 Jahren dabei war, einen Festgottesdienst. Die Schönstatt-Bewegung im Bistum Fulda erinnerte mit einem Fest an den Besuch des Gründers Pater Josef Kentenich in Dietershausen vor 50 Jahren, am 21./22. Januar 1967. Die musikalische Gestaltung lag beim Chor Vox Juventatis aus Marbach. Im Mittelpunkt stand – auch optisch - das Gott-Vater-Symbol, das Pater Kentenich vor 50 Jahren im Kapellchen in Dietershausen angebracht hatte, denn es ist so etwas wie eine Kurzfassung seiner Botschaft an die Fuldaer Schönstatt-Bewegung. Die Natur feierte mit strahlendem Sonnenschein in der tiefverschneiten Rhön mit.
„Welche innere Stimmung wird heute in uns wach beim Gedanken an ein göttliches Vaterauge?“ - fragte Pater Güthlein in seiner Predigt. Vielleicht eher ein ungemütliches Gefühl von Kontrolle. Darum die zentrale Frage: Wie gewinnen wir Sympathie für Gott und den Glauben, dass sein Blick mit Liebe auf unserem Leben ruht? Pater Güthlein machte aufmerksam auf die Erfahrung, dass in der Nähe der Gottesmutter Maria ein Raum entsteht, in dem das unzerstörbare Wohlwollen spürbar wird, das im Vaterblick Gottes liegt. Ein Blick, der in jeder Lebenslage Zuversicht und Kraft schenken kann. Mit anschaulichen Beispielen verdeutlichte er das Ringen um den Glauben an diesen guten Gott, der unser Bestes will.
Der Fuldaer Bundestagsabgeordnete Michael Brand knüpfte in seinem Grußwort an ein Wort des hl. Bonifatius an: „Ihr sollt keine stummen Hunde sein“. Als Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und menschenrechtspolitscher Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag steht er oft vor der Aufgabe, keinen faulen Frieden zu schließen. Obwohl Politik bedeutet, Kompromisse zu schließen, geht es in zentralen Themen darum, für die Wahrheit einzutreten. Darum spricht ihn ein Zitat aus Pater Kentenichs Vorträgen in Dietershausen besonders an: „Das Wesen des Glaubens schließt immer Wagemut in sich. Ich muss etwas wagen.“ Länger als eigentlich geplant, blieb Brand in Dietershausen – in lebhafte Gespräche verwickelt. Eine kleine Sammlung von Pater-Kentenich-Impulsen nahm er gern als Geschenk entgegen.
Dank des großzügigen Entgegenkommens des Caritas-Jugendhilfe-Hauses konnte zum „Blättern im Familienalbum“ in die große Aula unter der Kirche eingeladen werden. Historische Bilder und Zeitzeugen-Berichte ließen die zwei Tage des Besuchs von Pater Kentenich 1967 lebendig werden. Besonderen Applaus bekam die Schönstatt-Mannesjugend SMJ Fulda. Ihr Diözesanführer hatte die „Gründungsurkunde“ dabei, die P. Kentenich hier vor 50 Jahren für sie unterschrieben hat, weshalb die Jungen in dieser Nacht ihr Goldenes Jubiläum gefeiert hatten.
Die verschiedenen Zeugnisse machten deutlich: Pater Kentenich, der Vater und Gründer, hat lebendige Spuren in den Herzen der Menschen hinterlassen – und: „Er geht auch heute mit uns“ - wie es im abschließenden Lied erklang.
Im Josef-Engling-Haus war dann für das leibliche Wohl und ein abwechslungsreiches Alternativprogramm gesorgt:
Am Nachmittag ging es um die Zukunft. Verantwortliche aus dem Bauteam informierten über die Planungen zum notwendigen Um- und Neubau des Josef-Engling-Hauses. Die Nachfragen zeugten von regem Interesse an der Zukunft des Schönstatt-Zentrums.
Per Interview wurden dann Erfahrungen erfragt, wie P. Kentenich heute als Wegbegleiter erlebt wird. Gesprächspartner waren u.a. ein junger Gemeindereferent, eine Lehrerin und ein Psychotherapeut. Eine Zuhörerin meinte: „Mich hat besonders das Statement der jungen Polizistin beeindruckt. Sie hat berichtet, wie ihr in einer heiklen Situation das Vertrauen von P. Kentenich: „Die Mutter wird’s schon richten“ die Nerven gestärkt hat. Das kann ich auch gut brauchen.“ Ein junges Ehepaar hatte das Gott-Vater-Symbol dabei, das sie zur Hochzeit geschenkt bekommen haben – eines von denen, die P. Kentenich 1967 in Dietershausen gesegnet hatte. Es ist für sie zum Zeichen für ihre Ehe als Bund mit Gott geworden.
P. Güthlein sprach in seinem anschließenden „Zukunftsimpuls“ das heutige Lebensgefühl der Verunsicherung und permanenten Veränderung an. Es stellt jeden vor die Frage: Wo bin ich verankert? Gibt es eine übergeordnete Perspektive für mein Leben, die mir inneren Halt und Verankerung bringt? „Pendelsicherheit in Gott“ nennt P. Kentenich die einzig mögliche Sicherheit für den modernen Menschen. Für diesen Vorgang steht das Gott-Vater-Symbol.
Es imponierte den Zuhörern, dass P. Güthlein dabei ehrlich zugab, dass er sich selbst nicht so leicht tut mit dem Thema „göttliches Vaterauge“. Er müsse es auch noch üben, das Auge nicht mit „Überwachungskamera“ in Verbindung zu bringen, sondern mit dem Vater, wie ihn die Bibel schildert. Dazu verhelfen Menschen wie Pater Kentenich, die etwas von dem Wohlwollen, der Wertschätzung, der Liebenswürdigkeit, der Achtung und Aufwertung vermitteln, die im Sehen – im Angesehenwerden von Gott liegt.
Der Referent ermutigte seine aufmerksam Zuhörenden, in ihren Familien an einer Alltagskultur mit zu bauen, die diese Erfahrung vermittelt: Ich sehe dich - ich übersehe dich nicht - ich interessiere mich für dich! Eltern, die in den ersten 20 Minuten nach dem Heimkommen Zeit haben für die Erlebnisse ihrer Kinder, bauen Brücken zum Glauben an den guten Gott, der voll Zuneigung auf unser Leben schaut. Bündniskultur konkret.
Beim abschließenden Gebet vor dem Heiligtum gab es einen feierlichen Segen mit dem Gott-Vater-Symbol, bevor es erneut an seinem vertrauten Platz im Kapellchen angebracht wurde. Viele dankbare und strahlende Gesichter waren die letzten Eindrücke dieses Tages im Schönstatt-Zentrum Dietershausen. Die Fuldaer Bewegung hat sich als große Familie mit dem Vater und Gründer in ihrer Mitte erlebt. Es stimmt: „Er kam hinzu und ging mit ihnen…“
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