Schönstatt-Zentrum Dietsershausen

Wehmütiger Abschied – mit Zuversicht

1. Dezember 2019 -  Am 1. Adventssonntag nahm Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez die Profanierung der Kirche im ehemaligen Provinzhaus der Schönstätter Marien­schwestern vor. Zahlreiche Gläubige feierten den Gottesdienst mit und begleiteten anschließend in Prozession das Allerheiligste zur Schönstatt-Kapelle.


Die Gott-Vater-Kirche war dicht gefüllt, Bänke und Stühle mussten zusätzlich herbeigeholt werden, damit alle einen Platz hatten. Mit Weihbischof Karlheinz Diez konzelebrierten Seelsorgeamtsleiter Pfarrer Thomas Renze, Ortspfarrer Markus Schmitt, Diakon Godehard Grammel und die Schönstatt-Priester Franz-Peter Breidbach, Stefan Buß, Rudolf Liebig, Dr. Dagobert Vonderau. In seiner Begrüßung sprach Pfarrer Rudolf Liebig die Überzeugung aus, dass ein schmerzlicher Abschied immer auch Aufbruch bedeutet.  „Leid leiht der Seele Flügel“- so habe es Schönstatt-Gründer Pater Kentenich einmal formuliert.

 

Der Gottesdienst wurde feierlich mitgestaltet vom Gesangsverein Liederkranz aus Dietershausen. Dr. Bernd Plappert spielte in bewährter Weise die Orgel.

 

Die Texte des 1. Adventsonntags von der „Ankunft des Herrn“ legte Weihbischof Diez in seiner Predigt auf die aktuelle Situation in der deutschen Kirche hin aus. Der schmerzliche Abschied von diesem Gotteshaus und der Rückgang vielerorts sei ein Apell zur Neuausrichtung auf die Mitte unseres Glaubens, auf Jesus Christus hin. Wir müssten uns fragen: Welchen Stellenwert hat der Glaube in meinem Leben? Jeder von uns ist gefragt, Zeugnis zu geben, damit das Evangelium wieder zu leuchten beginnt. „Der Herr ist da und immer am Kommen, lassen wir uns von IHM ansprechen, wir tragen seinen Namen. Halten wir die Tür unsers Herzens offen für IHN!“ - rief der Weihbischof die Gläubigen auf.

 

Die Fürbitten brachten Dank und Bitten für die Menschen zu Ausdruck, die im Laufe der 46 Jahre mit der Kirche verbunden waren. Von Vertretern der verschiedenen Personengruppe wurde jeweils eine Rose zum Altar gebracht, sodass ein leuchtender Dankesstrauß entstand:


1. Wir danken für alle Priester und Bischöfe, die in den vergangenen 46 Jahren hier Eucharistie gefeiert haben.  Lass die Saat aufgehen, die sie ausgestreut haben. Wir bitten für unseren Bischof Michael und Weihbischof Karlheinz. Der Heilige Geist stärke sie in ihrer Aufgabe, unser Bistum Fulda in die Zukunft zu führen.  

 

2. Wir danken für alle, die hier den Bund der Ehe geschlossen haben oder ihr Ehejubiläum gefeiert haben. Begleite sie auf ihrem Lebensweg und schenke auch heute jungen Menschen den Mut, eine christliche Ehe im Bund mit dir zu wagen. 

 

3. Wir danken für alle Kinder, die hier getauft wurden oder sich auf die Erstkommunion­ vorbereitet haben. Wir denken an die Jugendlichen, die dir hier beim „Fest des Glaubens“ begegnet sind. Stärke ihren Glauben und rufe auch heute junge Männer und Frauen in deine Nachfolge.   


4. Wir danken für die jugendlichen Geflüchteten, die hier im Haus durch die Mitarbeiter der Caritas ein Stück Halt und Geborgenheit gefunden haben.Segne sie und führe sie weiter auf einen guten Weg.      

 

5. Wir danken für die Familien und ihre Kinder, die bei den „10 Minuten an der Krippe“ das Weihnachtsgeheimnis tief im Herzen nacherleben konnten. Öffne uns alle in diesem Advent für Dein erneutes Kommen unter uns.  

 

6. Wir danken für alle Schwestern, die im Provinzhaus gelebt, gebetet und geopfert haben. Nimm ihr Zeugnis an als Beitrag für die Heiligsprechung Pater Kentenichs. Lass ihr Wirken und das bereite Loslassen fruchtbar werden für die Zukunft Schönstatts im Bistum Fulda.      

 

7.Wir danken für alle Wallfahrer, für die Gottesdienstbesucher aus Dietershausen und der Umgebung,
für die Neuen Geistlichen Gemeinschaften, die sich hier gern getroffen haben. Lass sie erfahren, dass du immer mit uns unterwegs bleibst, wenn du uns neue Wege in unseren Pfarrgemeinden und in unserem Bistum führst. 

 

8. Wir danken für die Generationen von Messdienern, die mit Freude und Engagement die liturgischen Feiern hier mitgeprägt haben. Lass sie erleben, dass ihr Dienst am Altar eine Begegnung mit dir ist und gute Gemeinschaft schenkt.

 

9.  Wir denken an unsere lieben Verstorbenen, die mit dieser Kirche verbunden waren. Lohne ihnen alles Gute, das sie uns getan haben. Lass sie dich auf ewig schauen in deiner unendlichen Barmherzigkeit.

 

10. Wir danken für die „Christliche Gemeinde Rhön“, die hier eine neue Heimat gefunden hat. Beschenke sie in diesem Gotteshaus mit der Erfahrung, dass du als liebender Vatergott ihnen nahe bist und alle Geister in der Wahrheit und die Herzen in der Liebe einst.



Am Ende der Messfeier lud Sr. M. Isabell zu Grußworten ein:

 

Ansgar Erb vom Caritas-Verband Fulda rief die Ereignisse seit 2015/16 in Erinnerung:  Kauf des Provinzhauses durch den Caritas-Verband, Jugendhilfe-Einrichtung für minderjährige unbegleitete Geflüchtete, gesunkener Bedarf, Verkauf des Hauses an die Christliche Gemeinde Rhön e.V., die ab 1.1.2020 neuer Eigentümer der gesamten Liegenschaft ist. Er dankte den Schwestern, den Bewohnern von Dietershausen und den Brüdern Pauls für die guten wohlwollende Zusammenarbeit; und der gesamten Christlichen Gemeinde Rhön für die weiterhin würdige Nutzung des Hauses und der Kirche.

 

Aron Pauls von der Brüdergemeinde gab Zeugnis für seinen Glauben an Christus. Seine Gemeinschaft, die seit März 2019 das Haus für ihre Zusammenkünfte nutzt, möchte hier christliche Gemeinde bauen und Menschen ein geistliches Zuhause geben. Herr Paus lud zum Weihnachtskonzert am 15. Dezember ein, bei dem die Brüdergemeinde mit allen Besuchern gemeinsam Gott loben möchten. „Es geht hier weiter im christlichen Sinn! Wir sind alle in Gottes Hand!“

 

Holger Phillipp, Ortvorsteher von Dietershausen, sprach die gewachsene Verbundenheit von Schwestern und Bürgern in Dietershausen an und seine vielen Besuche im damaligen Provinzhaus. Alles hat seine Zeit. Jetzt gilt es, Wehmut in liebevolle Erinnerung zu verwandeln und mit Gottes Hilfe aufzubrechen in eine neue Zeit. Die Baustelle beim Josef-Engling-Haus steht für diese Zukunft. Die Brüder­gemeinde hieß er herzlich willkommen in Dietershausen und gern wolle er zu ihrem Weihnachtskonzert kommen.

 

Grußwort von Sr. M. Ilga Dreier, Rottenburg, Provinzoberin der Marienschwestern - im Wortlaut:

 

„Die jetzige Stunde ist tatsächlich für uns eine weitere schmerzliche Stunde nach dem Abschied aus dem Provinzhaus Ende 2015/Anfang 2016.  Und doch: Es ist die Gott-Vater-Kirche, von der wir Abschied nehmen. Sie trägt diesen Namen nicht zufällig, sondern er gibt das ‚Programm‘ an, aus dem wir in den zurückliegenden Jahrzehnten immer versucht haben zu leben: Gott ist Vater, ein unendlich liebender, barmherziger Vater. Wir haben es ja auch gerade gesungen: „Gott ist Vater, Gott ist gut, gut ist alles, was er tut“. Er weiß, was für uns jeweils das Beste ist. Oft erkennen wir selbst es noch gar nicht, doch vertrauen wir sieghaft, dass er uns in jeder Zeit führt.

Auf dem Kalender, den die Schönstatt-Mädchenjugend herausgibt, stand für den Monat November das Wort Pater Kentenichs: „Über was belehrt uns denn die Zeit? Über das, was Gott durch die Zeit von mir verlangt“. Ganz ähnlich klangen seine Worte, als er die Schönstattfamilie von Fulda im Januar 1967 hier auf der Marienhöhe besuchte: „Wie sind daran gewöhnt, Gottes Wunsch und Willen herauszulesen aus den Zeitverhältnissen, wohl auch aus den Ortsverhältnissen.“ - Damals spielte er auf die Nähe zur Zonengrenze an. Gott sei Dank besteht sie seit 30 Jahren nicht mehr. Doch gilt dieses Wort nicht auch heute noch?

Wir sind darum bemüht „zu glauben, dass Gott es ist, der seine Kirche führt – der uns als Volk Gottes und jede/jeden von uns in dieser Zeit führt.“  (vgl. Bischof Dr.M.Gerber,13.11.2019).

Fragen wir uns deshalb als Christen, als Schönstätter in dieser Stunde:

Worin liegt jetzt Gottes Wille? Was ist sein Wunsch an uns? Was will er uns damit deutlich machen?

Wenn wir mit diesen Fragen in unser Inneres hineinhören, könnte es doch sein, dass Gott uns daran erinnern möchte, dass letztendlich nicht wir unser eigenes Leben und das Leben unserer Gemeinschaften, unserer Gemeinden autonom planen und führen können, sondern dass er der eigentlich Wirkende ist und es auch in unserem Leben sein möchte.  „Ungezählt viele Male (haben wir) es ja schon im Vaterunser bekannt: Dein Wille geschehe.  Nicht nur dort oben im Himmel, sondern auch hier auf Erden; und hier auf Erden nicht nur bei andern. Dein Wille geschehe auch in meinem kleinen Leben.“ - so die Anregung Pater Kentenichs im Januar 1967.

 

Vielleicht möchte Gott uns auch bewegen, den geistlichen Mittelpunkt in unserem Schönstatt-Zentrum, das Heiligtum der Gottesmutter, als Ort der Gnade, als Ort eines gelebten Bündnisses der Liebe zwischen Gott und Mensch - und als Erziehungsstätte des neuen Menschen – noch bewusster als einen kostbaren Knotenpunkt im Netzwerk der pastoralen Orte anzubieten.  Und ein Drittes: Könnte es sein, dass Gott uns aufmerksam machen möchte, dass er in unserer Zeit nicht so sehr in statischen Räumen erfahrbar ist, sondern vielmehr in unserem alltäglichen Leben entdeckt werden möchte? Und dass er nicht nur in und von steinernen Heiligtümern aus wirksam ist, sondern vom Herzensheiligtum eines jeden Christen aus?

Wenn wir uns so ansprechen lassen vom Geschehen dieses Augenblicks, dann – so meine ich – kann Gott, unser Vater, tatsächlich in uns und durch uns in die Welt noch wirksamer seine Liebe und Barmherzigkeit ausgießen; und wir dürfen noch mehr in seinen Wunsch und Willen hineinreifen. Nutzen wir diese Chance, die uns heute gegeben ist!

Als ein großes Geschenk sehen wir es an, dass dieser Raum auch weiterhin als Kirchenraum genutzt wird. Dafür danke ich - auch im Namen aller Schwestern unserer Provinz- den neuen Besitzern, den Verantwortlichen der Christlichen Gemeinde Rhön, von ganzem Herzen!  Mögen die Gebete, die in diesen Mauern ‚stecken‘, Sie in eine

gesegnete Zukunft führen!  

Auch den Verantwortlichen der Pfarrgemeinde St. Bartholomäus möchte ich herzlich danken, dass die Schönstattfamilie die Pfarrkirche für ihre Gottesdienste nutzen darf.   

Zu guter Letzt habe ich den Auftrag, all die vielen Grüße zu überbringen, die mir die Schwestern, die einmal hier in Dietershausen gelebt und gewirkt haben, mir für Sie alle mitgegeben haben.“

 

Die Schwestern sangen anschließend zur Bekräftigung das Lied, das sie auf das Gedenkbild für die Gott-Vater-Kirche hatten drucken lassen: „Ich weiß, dass du mein Vater bist …“  Viele stimmten mit ein und so wurde es ein bewegendes gemeinsames Glaubenszeugnis.

 

Nach den Grußworten wurde die eigentliche Profanierung vollzogen:

Weihbischof Diez verlas das offizielle Profanierungsdekret des Bischofs von Fulda.

Er öffnete das Sepulcrum, das Reliquiengrab im Altar, und entnahm das mit rotem Band versiegelte Behältnis mit Reliquien des hl. Bonifatius, der hl. Flora, der hl. Lioba. Der Weihbischof kniete einige Augenblicke vor dem Tabernakel nieder und entnahm schließlich den Kelch mit dem Allerheiligsten. In Prozession verließen Priester und Gläubigen die Kirche und zogen mit dem Allerheiligsten und den Reliquien zum Kapellchen. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit…“ erklang es auf dem Weg. Im Kapellchen angekommen, gab der Weihbischof das Allerheiligste in den Taber­nakel des Heiligtums, betete und spendete dann vor dem hell erleuchteten Heiligtum allen den Segen.

 

Herzliche Dankesworte von Pfarrer Liebig und Ortspfarrer Schmitt standen am Schluß. Pfarrer Liebig erzählte:„Als 15-Jähriger habe ich bei der Einweihung der Kirche 1973 die Mitra von Bischof Bolte getragen. Dieser Kreis hat sich jetzt geschlossen - doch da unten beim Englinghaus stehen die Bagger!“

Mit diesem zuversichtlichen Blick nach vorne klang der denkwürdige Abend aus.


Bei Tee und Plätzchen konnte man anschließend im Jugendheim-Saal sich noch begegnen und austauschen.



Schönstatt-Bewegung im Bistum Fulda


Geistliches Zentrum

Josef-Engling-Haus

Marienhöhe 1

36093 Künzell - Dietershausen


Telefon:  06656 9602 0
Fax:       06656 9602 25

Mail:       info@schoenstatt-fulda.de

Bankverbindung


Schönstattwerk Fulda e.V.

Sparkasse Fulda

IBAN DE32 5305 0180 0030 0001 80


Josef-Engling-Haus

VR Bank Fulda

IBAN DE65 5306 0180 0006 7180 78


Bau-Konto  
Schönstätter Marienschwestern

Liga Bank eG

IBAN DE30 7509 0300 0100 0576 06